Dass Eicheln und die Früchte des Gingko-Baumes als Wildobst bezeichnet werden, ist eher ungewöhnlich aber eigentlich richtig, kann man sie doch direkt essen oder Essbares, wie zB Eichelkekse, aus ihnen machen. Sigi Tatschl aus Niederösterreich, Experte für ungewöhnliche Obstarten und Buchautor, erbrachte mit seinen mitgebrachten „Versucherli“ jedenfalls den Beweis dafür. Natürlich stellte er auch die „klassischen“ Wildobstarten wie die Eberesche, bestimmte Berberitzen, Mehlbeeren oder Wildpflaumen vor, die er als kleine Naschecken im städtischen Grün empfiehlt. Aber auch Kaki, Nashi, Maulbeeren, Chinesische Datteln und die Dreiblättrige Zitrone Poncirus, inzwischen bei uns winterhart, legte er den Zuhörerinnen und Zuhörern nahe. Grundsätzlich Wichtiges sieht Tatschl in natürlichen Vorgängen, die oftmals in Vergessenheit geraten sind. So sind Kuhlfladen für ihn das „Gold der Alpen“, enthalten sie doch die von den Kühen gefressenen Samen, die mit Dung und Nährstoffen vermischt, hinterrücks wieder abgegeben werden und den Samen somit optimale Wachstumsbedingungen bieten. Was mancherorts als Wildverbiss großen Schaden anrichtet, ist bei vielen Wildobststräuchern als natürliche „Schnittmaßnahme“ geradezu notwendig, schon seit Zeiten von Mammut und Auerochse.
Die ökologische Wichtigkeit von Wildobststräuchern, zB in Form von Hecken und Gebüschen, betonte DI Simone König, Landschaftsplanerin und Naturgärtnerin aus Bludenz. Je vielfältiger der Lebensraum, desto höher die Chance auf eine artenreiche Fauna. Dornige Büsche bieten vor Katzen geschützte Nistplätze für Vögel. Bewuchs, Totholz und Laub unter der Hecke beherbergen eigene Arten. Der Saum mit hohem Bewuchs links und rechts von der Hecke ist ein wertvoller „Zwischenraum“ mit besonders hoher Artenvielfalt. Durch Schnitt und Auf-Stock-Setzen von Teilen der Hecke kann man eine abgestufte Altersstruktur schaffen, die wiederum für einen vielfaltigen Lebensraum sorgt. Während zB die Schlehe (Prunus spinosa) knapp 250 Tierarten beherbergt und ihre Früchte für Vögel wichtig sind, ist zB der allgegenwärtige Kirschlorbeer aus derselben Pflanzengattung „Prunus “ ökologisch kaum von Nutzen. Man kann also im Garten oder in kleinen Obstanlagen durch die entsprechende Pflanzenauswahl viel für die Artenvielfalt tun – und Nahrhaftes ernten.
Aus Bamberg im Norden Bayerns kam Ruben Pires Heise, Versuchsingenieur an der Bayr. Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, nach Rankweil. Sein Thema „Haselnüsse professionell anbauen“ war ein Novum auf dem Obstbautag. Entsprechend groß war das Interesse an dem informativen Vortrag. Angefangen von den unterschiedlichen Haselnussarten und deren Blüh- und Fruchtbiologie spannte Pires Heise den Bogen über die Baumformen, Sorten und die jeweiligen Verwendungsmöglichkeiten. Jedenfalls könnte auch in Vorarlberg eine Haselnussanlage wirtschaftliche Erträge liefern, wenn sie bedarfsgerecht geplant und angelegt wurde. Besonders wichtig sei es, zu Beginn der Planung festzulegen, was mit den Haselnüssen passieren soll. Eine Vermarktung als gemahlene Ware benötigt andere Sorten und Anbaumethoden als eine Vermarktung der ganzen Nuss zB im Hofladen. Jedenfalls riet er, die Robustheit der Sorte an die eigene Anbauerfahrung zu knüpfen. Anfänger sollten auf alle Fälle eine sehr robuste Sorte auswählen. Zusammenfassend empfahl er den 2024 erschienen Leitfaden für den ökologischen Haselnussanbau, der kostenlos im Internet zum Herunterladen steht.
Alle Vorträge und ergänzendes Material unten als Download.
Vortrag Haselnüsse, Pires Heise
Vortrag Ökologie Wildobst, König Simone
Vortrag Wild und kultiviert, Tatschl Siegfried